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Seite 10/2020
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Ein Stück lebendige Burggeschichte von Josef Keppler
Thüringische Landeszeitung vom 28. Oktober 2020
Burganlage am westlichen Eichsfeldrand als wichtiges strategisches Objekt. Der mächtige, als späterer Stadtrechteverleiher für Heiligenstadt bekannte Erzbischof Siegfried II. bedrängte Kaiser Otto IV. so, dass dieser den Hanstein im November 1209 an Mainz abtrat. Als Burgmannen setzte der geistliche und Landesherr hier nun Lehnsleute ein, die das Eichsfeld bereits als seine Vicedomini vom Rusteberg aus verwaltet hatten. Angreifer und Belagerer kamen auch aus Mühlhausen und Nordhausen
Achtunggebietend erhob sich die beeindruckende, trutzige Feste mit drei Türmen und fünf Burgtoren hinter meterdicken Mauerwerk über dem Werratal, Freunden des Landesherren Sicherheit verheißend, aber Warnung und Kampfbereitschaft für Feinde signalisierend. Letztere gab es in nicht unerheblichem Maße. Beweiskräftige Urkunden wie auch romantisierende Erzählungen künden von Fehden und Belagerungen, in denen zeitweilige Feinde als Angreifer und Belagerer genannt werden, die aus Hessen, aus Erfurt, Mühlhausen und Nordhausen stammten. |
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Zu den später berühmt gewordenen Burgbesuchern des 19. Jahrhunderts zählten Alexander von Humboldt, die Brüder Grimm, Heinrich Heine, Robert Koch, Otto von Bismark und schließlich Theodor Storm. Carl Duval schwärmte 1845 in seiner romantischen Eichsfeldbeschreibung von der Burg, „die gleich dem Gespenst eines geharnischten Ritters“ vor ihm aufstieg. 40-jähriges Schicksal als deutsch-deutsche Grenzburg
Der Familienverband von Hanstein, der inzwischen seine Traditionen stärker zu pflegen begann, ließ 1838/40 einen neuen Palas mit Rittersaal für die alljährlichen Zusammenkünfte über freigelegten Kellern erbauen und sorgte zwischen 1904 und 1915 eifrig für die Erhaltung und Wiederherstellung einzelner Burgteile. Die 600-Jahrfeier der Burg gestaltete der Familiensenior, Generalleutnant Carlo von Hanstein, 1908 mit prominenten Gästen als „Jubelfeier“ zum krönenden Höhepunkt der jüngeren Familiengeschichte und zu eindrucksvoller Werbung für das beliebte Wanderziel, allerdings in vergeblicher Erwartung Kaiser Wilhelms II. Dessen Gemahlin Auguste Viktoria spendete dann 1912 jedoch großzügig für die neue Doppelturmanlage der Rimbacher Kirche. Erhaltung und Wiedereröffnung eines Eichsfelder Wahrzeichens
1985 konnten auf Grundlage einer denkmalpflegerischen Zielstellung endlich substanzerhaltende Baumaßnahmen an der in vielen Teilen stark gefährdeten Burg begonnen werden, welche von Denkmalpflegern des Kreises Heiligenstadt initiiert, organisiert und von eichfeldischen Bau-, Zimmerer- und Dachdeckerfirmen ausgeführt wurden. Dafür stellte der Bezirk Erfurt jährlich 150.000 Mark zur Verfügung. Mit einem Hubschrauber wurden sogar am 3. Oktober 1986 tonnenschwere Stahlträger zur Burg transportiert. Autor Josef Keppler ist Ortschronist von Lindewerra, Heimatforscher und Kenner des Hansteins. |